Äxte und Pistolen

21. April 2016, Krakau, Polen

Trampen. Ganz schön spannend, vor allem wenn man so „die Geschichten“ hört. Gefährlich. Wobei in den meisten Geschichten, die wir persönlich gehört haben, erstaunlich wenig Äxte und Pistolen vorkamen. Zum Glück!

Das hielt allerdings zwei Damen mittleren Alters in Meppen, nicht davon ab, uns zu warnen, keiner würde für uns anhalten. Wegen der Angst. Die Leute hätten alle Angst. Wahrscheinlich wegen irgendwas mit Äxten und Pistolen. Dass die beiden uns mitgenommen hätten, wären sie in unsere Richtung gefahren, machte uns aber Mut, es weiter zu versuchen. Und dass danach etwa alle 10-15 Minuten ein Auto hielt, bestärkte unsere Zuversicht. Nach einer guten Stunde bestärkte sich allerdings auch der Verdacht, dass wir nicht an der besten Stelle stünden.

Daher also, ein Daumen gedrückt den anderen Daumen hoch erhoben, machten wir uns auf zur Kraftfahrstraße. Nach knappen 20 Sekunden, mit quietschendn Reifen, hielt dann auch gleich das erste Auto. Von da an war jede weitere Mitfahrgelegenheit schnell organisiert.

Das Thema Angst blieb, allerdings blieb diese vor allem in den Köpfen der anderen. Denn was ist schon ein bisschen Angst gegen einen kosovarischen Philosoph, der uns mit seiner feurigen Rede und seinem „wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“ unser erstes Reisemotto verschaffte. So sind es vor allem diese spontanen Begenungen während des Reisens, von denen wir hoffen, dass sie uns als Erinnerung bleiben.

Nicht nur beim Trampen zählen diese Begegnungen, sondern vor allem auch beim Couchsurfing: Super, um Leute zu treffen, aber nicht zuletzt auch, um einen Schlafplatz zu bekommen.

Unsere erste Unterkunft war noch am Tag der Abreise im Aufbruchststress erbeten. Dennoch schienen Waldemar, Anna-Lena, Mathilda und ihre drei Mitbewohner spontan bereit, uns in ihrer schmucken Studentenbude unterzubringen.

So kam es, dass wir, eigentlich übermüdet und noch immer leicht verkatert, mitten in einem Pantomime Spieleabend landeten (oder eigentlich eher Spielenacht, denn es wurde ganz schön spät). Sollten wir in ein paar Monaten einem Russen oder Chinesen erklären müssen, was ein „Optimierungsprozess“ ist, dann kommen wir mit Händen und Füßen schon ganz gut in die richtige Richtung.

Am nächsten Tag, ging es von Cottbus schon weiter Richtung Polen. Zuerst mit einem mormonischen Ehepaar und danach mit dem freundlichen Woitek, dessen Deutsch sich, mit nicht mehr als einem kleinen Anschwung von uns, während der Fahrt kontinuierlich verbesserte und der uns so ein paar erste Eindrücke über Polen gab.

Trampen in Polen scheint ziemlich gut zu funktionieren. Sogar diejenigen, die uns nicht mitnehmen können, machen dies meist freundlich durch die Windschutzscheibe mit Handbewegungen deutlich. Dabei scheint es ein universelles Zeichen für „ich bleib hier, oder in der Nähe“ zu geben, wobei der Zeigefinger vor dem Steür nach unten weist.

So hätten unsere ersten Eindrücke der Polen nicht besser sein können, mit unseren supernetten Couchsurfing Gastgebern allen voran. In Breslau wurden wir durch Kajetan und Agniezka willkommen geheissen, die uns darüber hinaus noch ein paar gute Tips fürs Trampen gaben. Man müsse vor allem nach türkischen LKW- Fahrern Ausschau halten. Die nähmen gerne Anhalter mit und hätten darüber hinaus noch die gemütlichsten und saubersten Fahrerkabinen, die eher kleinen Häusern glichen.

In Krakau nahm unsere Gastgeberin Justyna uns ins Schlepptau und zeigte uns die Natur rund um Krakau und nahm uns mit in die kleinste Bar der Stadt. Acht Barhocker, vier Zloty für ein Bier (weniger als ein Euro) und Heringsbrötchen. Wir hätten uns keine schönere Art vorstellen können, Krakau kennen zu lernen.

Linda
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Jeroen hitchhiking
Jeroen
Wrolaw
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Wroclaw
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Linda & Jeroen, Krakow
Linda & Jeroen, Krakow