Die Mongolei, das Tramperparadies

Ulaanbaatar, Mongolei 15 August 2016

Mit Schmerzen in Herz und Kopf haben wir heute die Mongolei verlassen. Wir wurden so warmherzig begrüßt und Land und Leute werden und sehr fehlen. Vermutlich wird es auf unserer Weiterreise kein Land mehr geben, das so Tramper-freundlich ist wie die Mongolei.
Gefühlt hielt jedes Auto, in dem noch gerade so Platz für zwei Leute mit ihren dicken Rucksäcken war. Es hatte sich gelohnt, dass wir uns in Irkutsk um 6 kg erleichtert hatten, trotz allem Aufwand der damit verbunden war. Zunächst also ein Zeitsprung nach Russland. Man verschickt nämlich nicht etwa einfach so etwas von Russland nach Westeuropa. Zunächst muss man alles dokumentieren. So machten wir uns auf zur Post in Irkutsk und kamen zwei Stunden später mit leeren Kugelschreibern und wunden Fingern wieder hinaus. Wir wurden verdonnert jedes einzelne Teil, was bei uns von Haarspange über einzelne Kleidungsstücke bis hin zu Campingausrüstung ging, zu benennen und zu wiegen. Das Ganze musste dann in ein Formular eingetragen werden. Auf jedes Formular passten aber nur drei Gegenstände. Aber naja was soll’s, Ordnung muss ja nun mal sein und so wogen und dokumentierten wir alles und schrieben im Akkord Adressen, Ausweisnummern und Gegenstände nieder. Stolz zeigten wir dann alles der Dame am Tresen, die uns aber nur weitere Formulare unter die Nase hielt und mit dem Fingern deutlich machte, wir bräuchten alles dreimal, drei, ja dreimal. Schon etwas mürrischer murmelten wir dann etwas von einem Kopierer, aber die mit ihrem Job anscheinend und verständlicherweise nicht ganz zufriedene Dame zuckte bloß gelangweilt mit den Schultern. Nachdem dann alles fein säuberlich dreimal aufgeschrieben und verstaut war, wieder ausgepackt von der Dame noch einmal gewogen und dann irgendwann fertig war, konnten wir endlich das Postamt verlassen und bestellten zur Feier des Tages, es war nämlich zu allem Überdruss auch noch Jeroens Geburtstag, in einem Restaurant alles Vegetarische von der Karte.
Am nächsten Tag dann also leichtfüßig und gestärkt weiter Richtung Mongolei. So wurden wir von Vater und Sohn, die mit ihrem Transporter, ein Mercedes aus Deutschland, wie der Fahrer nicht ohne Stolz bemerkte, Linda schlafend im hinteren Bett und Jeroen vorne die Natur bewundernd, bis nach Ulan-Ude gefahren, wo wir in der Steppe kampierten.
Am nächsten Tag wurden wir dann von verschiedenen Leuten, die allesamt buddhistische Buryati waren mitgenommen und konnten ein bisschen Buryati Buddhismus erleben, als die Frau des Fahrers unterwegs, zu unserem Erstaunen, ein paar Münzen auf die Straße warf, für Glück auf der Straße, wie sie uns erklärte. Schließlich wurden wir an einer Gabelung herausgelassen, irgendwo im nirgendwo wie es schien, aber schon nach fünf Minuten sprangen fünf feiernde Russen, die auch nach Süden trampten aus einem Auto und lallten uns voll. Neben den unangenehmen Alkoholfahnen, schien es uns auch sehr ungünstig mit der feiernden Meute an einem Ort zu stehen, aber schon kurze Zeit später zog diese weiter und stellte sich ein paar Meter hinter uns wieder an die Straße. Nachdem wir dann einen kurzen Lift bekommen hatten, hielt kurz nachdem wir ausgestiegen waren erneut ein Auto. Und wer war drin? Die grölenden Russen natürlich. Wir waren schon am verzweifeln als schließlich ein Kleinbus hielt und einer der Russen uns freundlich herüberwinkte und bedeutete einzusteigen. Trotz Trunkenheit hatte uns die Bande freundlich einen Lift organisiert, und wir bereuten, sie verflucht zu haben. So wurden wir also kurz bis vor die mongolische Grenze an eine Polizeikontrolle gebracht wo die Reise zunächst unterbrochen wurde. Die freundlichen Beamten, ein junger Spund und ein alter Hase, der dem Jüngeren, wahrscheinlich aufgrund des raren Verkehrs und der dadurch fehlenden sinnvollen Aufgaben, beibrachte, wie man perfekt den Kontrollposten fegt, halfen uns aber freundlich weiter, indem sie jedes der vorbeifahrenden Autos stoppten, um sich zu erkundigen, ob eines nicht vielleicht in die Mongolei fuhr und bereit sei, uns mitzunehmen. Nach langem Warten und blitzeblank gefegtem Kontrollposten wurden wir schließlich mit zur Grenze genommen. An der Grenze durften wir dann aussteigen, an ein paar Autos vorbei laufen und kurz vor der Kontrolle in ein anderes einsteigen. So überquerten wir die Grenze recht flott mit zwei Lieferanten und waren in der Mongolei gelandet.

Die beiden Lieferanten setzten uns kurz hinter der Grenze in Sukh Bataar ab und wir versorgten uns zunächst mit mongolischer Währung. Plötzlich waren wir fast Millionäre, mit sage und schreibe 900 000 Tugruk in der Tasche. So holten wir uns gleich im Supermarkt etwas zu Essen und hatten ein Festmahl vorm Supermarkt mit eingelegten Gurken und Brot, zu dem sich auch gleich ein mongolischer Junge gesellte, der mal schauen wollte, was die Ausländer da so treiben und unser Festmahl mit uns teilte. Als wir ihm aufzeichneten, dass wir im Zelt schliefen, zeichnete er auch gleich ein Bild seiner Unterkunft. Die mongolische Ger. Für uns schien das Nomadenleben in der Ger zunächst ein wahrscheinlich veraltetes romantisiertes Bild des mongolischen Alltags zu sein, die Zeit in der Mongolei belehrte uns aber eines besseren. Vieles in der Mongolei schien wie ein Klischee für Touristen ohne dabei aber ein Klischee für Touristen zu sein. Das Leben in der Ger, riesige Schaf-, Ziegen-, Kuh- und Pferdeherden sind Alltag für viele Mongolen. Das Leben der Nomadenfamilien hat sich dabei nicht besonders modernisiert. Manche haben ein Radio, die meisten ein Handy, die glücklichsten ein Auto. Ansonsten gibt es die Tiere, harte Arbeit, Milch- und Fleischprodukte zu essen. Als wir uns also von unserem kleinen Freund und seinen mittlerweile hinzugekommen Geschwistern, ein kleines Mädchen mit einem kugelrunden zuckersüßen Baby im Kinderwagen verabschiedeten, konnten wir beginnen die mongolische Landschaft zu bestaunen.

Während wir noch überlegten, ob wir unser Zelt in Sukh Bataar aufschlagen oder noch ein Stückchen weitertrampen sollten und leicht zögerlich den Daumen ausstreckten, hielt sofort das erste Auto und ein netter mongolischer Grenzbeamter nahm uns mit. Er fuhr mit uns durch seichte Hügelketten, in denen an einem Fluss, wie an einer Perlenkette aufgereiht, von Viehherden umgebene, weiße Gers standen. Als wir schließlich meinten einen kleinen See zu entdecken, baten wir unseren netten Fahrer uns herauszulassen um dort die Nacht zu kampieren. Doch was von Ferne, wie ein See ausgesehen hatte, war aus der Nähe wohl eher ein von Mücken bevölkertes Wasserloch. Zum Glück wurden wir dafür aber von einem wunderschönen Sonnenuntergang und, natürlich ganz nach dem Klischee, einer um unser Zelt galoppierenden Pferdeherde am nächsten Morgen entschädigt.
Ganz typisch Mongolei war dann natürlich auch, dass sobald wir an der Straße standen, das erste Auto mit drei netten Mongolen hielt. Dem Geruch nach zu urteilen wurden im Auto kurz davor noch Schafe transportiert, aber die freundliche Dame, die mit uns die Rückbank teilte, wusste sich mit parfümierten Feuchttücherchen zu helfen, um sich für den Markt in Dachan fit zu machen. So landeten wir im Schatten einer riesigen goldenen Buddhastatue, und erfuhren, Kulturbanausen, die wir sind, erst später, dass dies eine wichtige Sehenswürdigkeit war, für die Touristen extra aus Ulan Bataar anreisten. Kurz hinterm Buddha hielt dann auch gleich eine mongolische Familie für uns. Wir sahen schon enttäuscht zwei Kinder auf der Rückbank sitzen, aber Quatsch, in der Mongolei ist das kein Hindernis. Die Kinder wurden zusammen geschoben und wir schon kurze Zeit später, zu unserem Entsetzen zu fermentierter Pferdemilch, Airag, in eine Ger am Straßenrand eingeladen. Das heißgeliebte Getränk, das wir in Kazakhstan schon kosten durften, gab es in der Mongolei zuhauf. Aber wir wurden geschickter. So taten wir so, als sollten wir nur probieren und reichten den Becher, nachdem wir beide, einen kleinen Schluck genommen hatten, an eins der Kinder weiter, das den Becher auch gleich in einem Zug lehrte. Später erfuhren wir vom variierenden Alkoholgehalt im Airag, der dem Genuss unseres kleinen Begleiters aber nicht im Wege stand.

Die nette kleine Familie setzte uns mitten in Ulan Bataar am Dschingis Platz ab, der dort auf einem riesigen Thron vorm Regierungsgebäude sitzt. Der Stolz der Mongolen einmal die halbe Welt beherrscht zu haben ist deutlich zu spüren und spielt wohl auch deshalb eine große Rolle, da die Mongolei seitdem, eingekeilt zwischen Russland und China, eher wenig Ruhmreiches vorzuweisen hat. An unserem ersten Tag in Ulan Bataar konnten wir uns dafür gleich beim diesjährigen zweiten Nadaamfest von den noch immer glorreichen Fähigkeiten des modernen Mongolen überzeugen lassen als wir die drei ruhmreichen Disziplinen: Pferderennen, Bogenschiessen und Ringen Life beobachten konnten. Besonders die Bogenschützen, ein von Frauen und Männern gleichermaßen geübter Sport, beeindruckten uns mit ihren bunten Kostümen und hervorragenden Schießfähigkeiten. Vor allem, da nach jedem Schuss die Leute, die neben den Zielen standen, unabhängig davon, ob das Ziel getroffen oder nicht, begonnen mit ihren in bunten Kostümen steckenden Armen zu wedeln und laut jubilierten. Auch die Ringkampfarena übte eine magische Anziehungskraft aus. Die Mongolen hingen an den Geländern und kletterten auf und über die Brüstungen und übereinander um einen Blick auf das Spektakel zu erhaschen, welches darin bestand, dass zwei Männer in Unterhosen, einer blau und einer rot, umeinander scharwenzelten, bis der Blaue schließlich den Roten schubste, dieser auf die Knie ging, alle einmal jubelten und Ende.
Als nächstes stand für uns dann das Chinavisum auf dem Plan. Mit zitternden Knien, denn das Chinavisum war angeblich nicht leicht zu bekommen, machten wir uns also zwei Stunden vor Öffnung auf zur Botschaft. Zu unserem Glück gab es verschiedenen Schlangen für Ausländer und Mongolen, denn die Mongolen hatten teilweise schon die ganze Nacht vor der Botschaft angestanden und ein eigenes Listensystem entwickelt, um die Antragstellung besser zu organisieren. Vor uns stand nur ein nörgelnder Franzose, der sich auch in der Botschaft noch lautstark über die Unorganisiertheit der Chinesen beschwerte. Da der Franzose damit uns adressierte und wir dadurch die reibungslose Visumsbeschaffung gefährdet sahen, versuchten wir ebenso lautstark zu verkünden, dass die Chinesen in der Botschaft doch total nett seien und in der Tat hatten sie uns, ganz im Gegensatz zu bestimmten russischen Postbeamten, sogar noch zu ein paar fehlenden Kopien verholfen. Unsere Strategie schien aufzugehen und so lief alles freundlich und glatt ab.

Wir machten uns dann auf zum nächsten Freiwilligenarbeitslager in der Nähe von Ulaan Bataar und was eigentlich ganz nett begann, endete leider weniger schön. Freie Tage waren nur auf der Webseite aber nicht in der Realität vorgesehen und von vier bis fünf Stunden Arbeit am Tag konnte man nur träumen. Diese zweite eher negative Erfahrung mit Freiwilligenarbeit beim Reisen hat uns sehr skeptisch werden lassen, ob nicht viele Anbieter die Onlineplattform ausnutzen, um gratis Arbeiter zu bekommen. Sollten wir die Plattform erneut nutzen, werden wir sicherlich vorher nochmal genau nachfragen, ob die Infos auf der Webseite der Wahrheit entsprechen. Nichtsdestotrotz war die Umgebung wunderschön und wir verbrachten sehr schöne Momente mit den anderen Freiwilligen, bauten mit Zuska, einer Slovakin, hübsche Lampen aus alten Dosen, musizierten mit Thomas, einem Franzosen auf seiner und unserer Ukulele und bauten einen hübschen Mülleimer zur Mülltrennung. Auch die einzige Angestellte, Dologo, die unterbezahlt noch härter arbeitete als alle anderen, schlossen wir mit ihrem witzigen Lachen und ihrer verrückten Art gleich ins Herz. Wir verließen den Ort dann zusammen mit Thomas und Zuska und natürlich ganz nach mongolischer Art hielt, sobald wir an der Straße standen, der erste LKW und während wir noch überlegten, wem den Vortritt zu lassen, hielt schon der zweite und so wurden wir zurück nach Ulan Bataar geschaukelt, wo wir noch einmal mongolische Tradition in Form von Tanz, Musik und dem beeindruckenden Obertongesang erleben konnten.

Wir trampten dann weiter in die Gobi Wüste. Nachdem uns ein freundlicher Taxifahrer half aus der Stadt zu kommen und wir mit einem netten Bauern noch ein Stück weiterfuhren, pausierten wir am Straßenrand um kurz etwas zu Essen. Aber nichts da in der Mongolei! Ohne das wir Anzeichen machten, einen Lift zu suchen, lenkte der Fahrer eines gelben LKWs sein Fahrzeug zur Seite, fuhr ein Stück zurück und bedeute uns unmissverständlich einzusteigen. Wir machten uns also auf zum LKW und drin saß der lachende Kurdle. Kurdle war extrem begabt darin sich mit Hilfe von Körpersprache verständlich zu machen und während er Jeroen über die verschiedenen Überbleibsel der russischen Militärstützpunkte aufklärte, wurde Linda gemütlich auf der hinteren Liege fläzend hin und her geschaukelt. In der Mongolei sind erstaunlich viele Tier- vor allem Pferdekadaver am Straßenrand zu entdecken. Autounfall, wie Kurdle uns unmissverständlich indem er mit der rechten Faust in die linke Handfläche schlug, deutlich machte. Mit Kurdle fuhren wir langsam, holprig aber doch recht weit, bis sich unsere Wege schließlich trennten. Kurdle lud uns noch ein sein Abendessen mit ihm zu teilen. Er versorgte uns mit süßen Brötchen, schien nicht persönlich zu nehmen, dass wir seinen mongolischen Trockenkäse mit einer Geste auf unsere Bäuche dankend ablehnten und schenkte uns reichlich aus seiner fünf Liter Vodkaflasche ein. Wir verabschiedeten uns herzlich und Kurdle versprach zu Weihnachten eine Email zu schreiben, machte ein verschwommenes Foto mit seinem steinzeitlichen Handy und schaukelte dann fröhlich winkend in seinem gelben Gefährt in die Weite der mongolischen Hügel davon. Für uns folgte also eine weitere Nacht zeltend, diesmal vom Vollmond beschienen, in der mongolischen Steppe. Am nächsten Tag nahm uns dann auch gleich Narentsk und Sotnom, ein älteres Pärchen mit, die uns in die Geheimnisse der buddhistischen Straßenriten einweihten. Immer wieder entdeckt man mit bunten Tüchern behangene Stäbe auf kleinen Hügeln neben der Straße. Um diese muss man dreimal herum laufen, dann am besten noch, Buddha muss wohl eine Schwäche für Süßes und Hirse gehabt haben, ein Bonbon dalassen und dann wird man auf der Straße beschützt. Kurz darauf entdeckten wir dann die ersten frei laufenden Kamele, als die beiden mit uns in die Wüstenstadt Sainschand fuhren. Von dort trampten wir mit einem rasant fahrenden Transporterfahrer weiter in Richtung eines in der Nähe liegenden Tempels, Khamaryn Khiid, den wir uns gern anschauen wollten. Nach einem Abstecher zu seiner abseits der Straße liegenden Ger, wo er seine Ladung, vermutlich jede Menge Airag, ließ, fuhr unser Transporterfahrer uns noch kurz im Mordstempo durch die Wüste zum Tempel, schmunzelte aber über Lindas Kommentar, er sei wohl Michael Schuhmacher.

Beim Tempel angelangt, schwitzend und unsere Gedanken ordnend, kam mit wehenden Locken Javi auf seinem Fahrrad daher gefahren. Javi war zum Erstaunen der Mongolen mit dem Fahrrad durch die Wüste gefahren und verweilte jetzt ein paar Tage in einem Ger Camp um diesen magischen Ort zu entdecken. Er erzählte uns viel über den Tempel und die Umgebung und lud uns ein, ihn später im Camp zu treffen. Als Javi in Richtung der roten Berge davonfuhr konnten wir selbst den Tempel ein wenig entdecken. Ein netter junger Mönch lud uns sogleich ein, ihm in eins der prächtigsten Gebäude zu Folgen und erklärte uns anhand der vielen bunten und goldenen Bilder und Figuren im Tempel viel über den Buddhismus. Auf unsere Frage hin, ob nur Mönche Nirwana erreichen könnten, lachte unser junger Begleiter. Er erklärte uns, dass man ja auch beim Pferd nicht wüsste ob es nicht vielleicht meditiere, wenn es einfach dort steht und die Augen geschlossen hält. Das führte dazu, dass Jeroen und ich uns danach bei jedem kleinen Käfer, Kuh und Kamel überlegten, ob wir nicht vielleicht ein hoch spirituelles, meditierendes Tier vor uns hatten.

Von Javi erhielten wir die Info am nächsten morgen noch vor Sonnenaufgang eine weitere spirituelle Stätte zu besuchen. Etwas weiter hinter dem Tempel, in den roten Hügeln, gab es einen magischen Kreis. Dort konnte man sich drauflegen und sozusagen, die Batterien aufladen, wenn wir richtig verstanden. Voller Tatendrang machten wir uns also morgens in der früh auf und wurden zunächst von einem atemberaubenden Sonnenaufgang über den roten Hügeln der Gobi Wüste belohnt. Wir betrachteten die Landschaft auf einem kleinen Glockenhügel, um den zu unserem Erstaunen kleine Vodkaflaschen verbreitet lagen. Es war anscheinend ein Brauch in diesem Tempel Vodka zu opfern und wie wir von Javi erfuhren, lag dies vor allem daran, dass auch der Lama, der das Kloster damals gründete einem Tröpfchen mit der Bevölkerung nicht abgeneigt und auch sonst eher progressiv gestimmt war. So durften in Khamaryn Khiid Frauen und Männer zusammen verweilen und der gründende Lama mit einem großen Interesse an Kunst und Kultur eröffnete eins der ersten Theater vor dem Tempel, in dem eine Aufführung etwa einen Monat dauerte. Als wir noch beim Glockenturm verweilten, kam eine Wagenkolonne aus Richtung Sainshand angebraust. Anscheinend hatte auch diese angeblich vom besten Führer der Gobi Wüste geleitete Gruppe von den magischen Kräften am frühen Morgen gehört. Als wir also zum magischen Kreis kamen, der sich in einer weiteren Tempelanlage befand, führte der beste Führer der Gobi Wüste seine Gruppe enthusiastisch durch die Anlagen. Im Kreis lagen auch schon ein paar Leute. Wir wollten den Kreis auch mal ausprobieren und während Linda, im Kreis liegend, schon meinte ein leichtes Vibrieren zu spüren, stimmte der beste Führer der Gobi Wüste lautstark mit seiner Reisegruppe ein Lied an. Dies führte dazu, dass ein neben uns liegendes Pärchen seine Handys einschaltete und nun auch aus den Handys, die das Pärchen sich auf die stattlichen Bäuche gelegt hatte, Musik erklang. Von zwei Seiten beschallt, wurde das von Linda gespürte Vibrieren auch gleich schon schwächer. Jeroen, wohl weniger empfänglich für die energetischen Kräfte der Natur, spürte sowieso mal wieder nichts außer Steine, die im Rücken drückten.

Wir zogen also weiter durch die roten Hügel und endeckten auch noch ein paar alte Höhlen, in denen die Mönche sich früher vor den Russen versteckt hatten. Neben verschiedenen von Opfergaben gefüllten Höhlen, gab es dort anscheinend auch einen weiteren magischen Ort. So konnten wir beobachten, wie ein paar Mongolen, sich mit dem Rücken an einen Fels lehnten. Gekrönt wurde das Ganze von einer Familie, die ihre kleinen Kinder nahm und mit dem Rücken am Felsen rieb. Das ganze war etwas skurril, aber auch wenn wir nicht komplett von der Magie des Felsens überzeugt waren, so hatte die Landschaft und die Geschichte des Ortes dennoch eine magische Aura, der selbst Jeroen sich nicht verweigern konnte.

Am Nachmittag philosophierten wir mit Javi, bei Milchtee (eine Mischung aus Tee, Ziegenmilch, Butter und manchmal Hirse) in dem Ger Camp, in dem Javi schon Teil der Familie geworden war, über Buddhismus und das Leben und lernten dann noch ein paar im Camp verbleibende Mongolen kennen, die uns zu Vodka in ihre Ger einluden und uns willkommen hießen, sie in der Grenzstadt Zamii-Uud auf der Durchreise zu besuchen. Als wir uns nach dem geselligen Beisammensein zurück auf den Weg zu unserem Zelt machten, das wir irgendwo in den Hügeln aufgestellt hatten, kam eine düstere Überraschung. Im Gegensatz zur vorherigen Nacht, in der ein voller Mond die Umgebung beschien, war diese Nacht bewölkt und von unserem Zelt in den Bergen keine Spur. Lampen hatten wir nicht dabei und so irrten wir also durch die Dunkelheit, bis wir nach einer gefühlten Ewigkeit einen kleinen Weg entdeckten und uns grob erinnerten, dieser könnte in der Nähe des Zeltes verlaufen sein. Als wir schon glaubten, zum Ger Camp zurück kehren zu müssen und Javis freundliches Angebot, bei ihm in der Ger zu übernachten, anzunehmen, endeckten wir, etwa zwei Meter von uns entfernt, dann doch die schemenhaften Umrisse eines Schattens, der unserem Zelt glich und krochen kurz darauf glücklich in unsere Schlafsäcke.

Es folgte unser letzter Tag in der Wüste und so hatten wir bei Milchtee und einer leckeren Mahlzeit im Ger Camp auch noch die Chance den kleinen Lama kennen zu lernen, der erst vor kurzem aus seinem entfernten zu Hause im Norden der Mongolei, in den Tempel gebracht worden war und sich im Ger Camp etwas verwöhnen ließ. Als Lama auserkoren, war er mit seinen zarten fünf Jahren ins Kloster gebracht worden um dort seine spirituelle Ausbildung zu beginnen. Obwohl der kleine Knabe sich in einer überaus liebevollen Umgebung befand, war es für uns schwer vorstellbar, einen kleinen Jungen soweit von seinen Eltern weg zu bringen. Mit Javi beschlossen wir später am Abend zusammen auf einer Sanddüne den Sonnenuntergang zu beobachten und so zeigte sich die Wüste noch einmal von ihrer besten Seite bevor wir am nächsten Morgen weiter Richtung chinesischer Grenze aufbrachen. Mugka, Zula und Damut quetschten uns in ihr kleines Auto und fuhren uns mit knatschenden Stoßdämpfern und trotz unser mehrfacher Versicherungen, wir könnten auch ein anderes Auto suchen, um die Stoßdämpfer zu entlasten, bis nach Zamii-Uud.

In Zamii-Uud machten wir dann auch gleich unser Versprechen war, und kontaktieren unsere neu gewonnenen Freunde aus dem Ger Camp in Khamaryn Khiid. So bereiteten uns Bayra, Elka, Mega und Djaky einen pompösen und generösen Abschied aus der Mongolei. Barya holte uns mit seinem Bruder Mega vom Stadtzentrum ab und lud uns in ein Restaurant zu einem Festmahl, zudem sich auch noch sein Bruder Elka und dessen Frau Djaky gesellten, mit chinesischem Hotpot und Unmengen an Vodka ein. Das Essen war ein wahrer Genuss doch während Linda sich den Vodka durch ihre Rolle als Frau gut vom Leibe halten konnte, musste Jeroen mittrinken. Und hier hatte er es mit gesottenen Kämpfern zu tun. Nichts half, vehemente Beschwörungen er habe genug, Alkohol im Glas lassen und sogar das Glas umgedreht auf den Tisch stellen. Zwei Vodkaflaschen standen auf dem Tisch, zwei Vodkaflaschen mussten getrunken werden. Nach einer Weile hatte Jeroen einen geschickten Trick entwickelt, den Vodka nach jedem Prosten einfach in eine leere Sodadose zu spucken. Doch während Jeroen und die Sodadose immer voller wurden und sein Geist zunehmend verwirrter, kam auch schon die dritte Vodkaflasche herbei gebracht. Nach dieser wurde der arme leicht kichernde Jeroen dann endlich von seinen Qualen erlöst und wir wurden von Bayras netter Frau, die glücklicherweise nicht mitgetrunken hatte, in das Hotel eines Freundes gefahren, in dem wir gegen unsere vehementen Proteste, wir könnten auch im Zelt schlafen, eine äußerst komfortable, wenn auch kurze Nacht verbrachten.

Bayra versprach uns am nächsten Tag über die Grenze zu helfen und zusammen mit Elka, der als Grenzbeamter tätig war, stand er auch am nächsten Morgen im Frühstücksraum des Hotels und die beiden, nachdem sie einen Schluck Vodka getrunken hatten, fuhren mit uns zur Grenze. Schneller hätten wir die Grenze wohl kaum überqueren können, denn unsere neuen Freunde hatten Beziehungen. Wir fühlten uns ein bisschen, wie in einem russischen Spionagefilm als wir in einen von unglaublich vielen vor der Grenze wartenden Jeeps geschoben wurden und die taffe Fahrerin mit ihrem jungen Begleiter uns mal hier- und mal dorthin lotsten, uns bedeuteten ein- und auszusteigen oder ihnen zu folgen. Vor der chinesischen Grenze konnten wir auch ein seltsames Spektakel der Jeepfahrer beobachten. Die vielen Jeeps schienen, Dinge über die Grenze zu transportieren und mussten dafür anscheinend irgendwelche Formulare abgeben. Anscheinend gab es hierbei eine Art Ehrenkodex alles möglichst schnell abzuwickeln, um die anderen nicht unnötig warten zu lassen. Das führte dazu, dass wir, als wir darauf warteten, dass unsere Begleiterin uns von irgendwo, wo sie uns stehen gelassen hatte, wieder abholte, beobachten konnten, wie immer wieder Jeeps mit quietschenden Reifen hielten, Leute mit Dokumenten herausprangen, in ein Gebäude stürmten, dann wieder zurück zum Jeep sprinteten und zackdiwumm weiterfuhren. Nach einer Weile wurden wir dann von der Fahrerin abgeholt, rannten zum Jeep, der gerade mit quietschenden Reifen vom jungen Begleiter der Dame vorgefahren war, sprangen ins Auto uns zogen schon im Fahren die Tür zu und wurden so im Rekordtempo über die chinesische Grenze gebracht.

archers
Archers Nadaam
volunteers
With Thomas and Zuska
Kurdle
Kurdle
buddhistritual
Buddhist road ritual
ravengobi
Bird in Gobi desert
drinkingcamels
Camels Gobi desert
gecko
Gecko Gobi desert
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Jereon in cave
lindacircle
Linda in magic circle
buddhakhiidmustache
Buddha in Khamaryn Khiid
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Camel Gobi desert
jeroensunrisegobi
Jeroen sunrise Gobi desert
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Javi and Jeroen sunset Gobi desert
Megabayra
With Mega, Bayra and his wife in Zami Uud

Oh nein! Krank in den majestätischen Altaibergen

Irkutsk, Russland 2 August 2016

Jeroens Husten war etwas weniger majestätisch. Das ist wohl der Preis für nächtliche Arschbomben im Swimmingpool… Joe hatte das Englischcamp nämlich früher verlassen und wir haben seinen Abschied gebührlich mit einem nächtlichen Bad und anschließendem köstlichen Kirschen und verbotenerweise alkoholischen Getränken, die Eliah, ein Vater eines Campkindes eingeschmuggelt hatte, gefeiert! Dann also der Husten, der sich trotz magischen Kräutern, Gottes Segen und einem Krankenwagentransport (keine Angst uns geht es gut) leider noch nicht in den Griff hat bekommen lassen.

Nun also zuerst zu den magischen Kräutern. Wir hatten den Tip bekommen nach dem Camp tiefer in die Altaiberge zu Reisen, Natur und Entspannung nach 10 Tagen mit 90 russischen Kindern. So also mit in den Bus zum nächsten Dorf von dem wir weiter nach Aktasch trampen wollten. Wir dachten schon wir hätten die Chance verpasst uns von den anderen Betreuern zu verabschieden, da wir plötzlich ohne diese in einem Bus saßen. Als wir im Dorf, von dem wir weitertrampen wollten ankamen, hielt aber glücklicherweise auch der zweite Bus um Loïc, einen Betreuer aus Frankreich, auszuspucken und wir konnten uns nicht nur von den anderen verabschieden sondern auch gemütlich zu dritt weiterreisen, denn Loïc wollte in die gleiche Richtung. So versuchten wir also zu dritt mit unseren Rucksäcken nach Aktasch zu gelangen. Es erschien hier also, wir nennen ihn mal den Engel der Autofahrer, da er die Angewohnheit hatte, immer wieder an den seltsamsten Orten aufzutauchen. Aber dazu später. Dieser Engel also fuhr mit uns und einem weiteren Passagier, der, wie sich herausstellte, den Engel als Taxi gebucht hatte, ganz bis nach Aktasch. Dabei konnten wir auf einer für russische Verhältnisse hervorragenden Straße, man sagt sich Putins Prestigeprojekt und die Qualität der Straße nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass man damit ein bisschen Richtung Mongolei und Kasachstan angeben kann, die Schönheit der Altaiberge bewundern. Der Anblick der sich uns im Vorbeifahren bot war atemberaubend. Und Jeroen wurde dazu hingerissen minutenlang den Weg aus dem Fenster zu filmen, was leider trotz Krämpfen im Arm vom Kamera stillhalten und erstklassiger Straße zu eher verwackelten Bildern führte.
Etwas weniger engelsgleich mussten wir in Aktasch dann noch kurz darüber diskutieren, ob trampen jetzt eigentlich umsonst ist oder nicht, konnten uns dann aber darauf einigen, dass es das ist und trennten uns freundlich. Loïc entschied sich dann spontan uns zu Irina zu begleiten, was uns zu den magischen Kräutern bringt. Wir wurden nämlich gleich mit leckerem Altaitee begrüßt. Als Irina dann hörte, dass Jeroen etwas Husten hatte wurde auch gleich noch eine selbstgemixte Kräutercreme hervor gekramt, die Jeroen sich Abends auf die Brust und an den Kopf schmieren sollte. Bei Irina waren glücklicherweise auch gerade ihre alte Freundin Tanja mit Tochter Polina und Sohn Vasia zu Besuch und Polina beglückte uns mit ihren hervorragenden Englischkenntnissen und vor allem ihrer Gesellschaft und so wurden wir auch gleich noch zu leckerem Gebäck am Abend und von Tanja, die Yogalehrerin in Barnaul war, zu Yoga am nächsten Morgen eingeladen. Perfektes Setting also um ein paar Tage zu bleiben, zu entspannen, die Natur zu genießen und Jeroen auszukurieren.

Es ging dann auch nach zwei Tagen einschmieren und viel Tee gleich etwas besser und so konnten wir also auf ein paar Wandertouren mit Irina, Polina, Arseni, Vasia und natürlich Loïc, der zwischendurch immer wieder in den Bäumen ging, die wunderschönen Altaiberge erkunden. Irina und Tanya verwöhnten und mit leckerem Essen. Auf einer Wandertour mit Polina zu einem geheimen Wasserfall zuckelte dann auch gleich der Engel der Autofahrer mit einer Wagenkolonne an uns vorbei. Auch sie waren unterwegs zum geheimen Wasserfall, wie noch ungefähr zehn andere Autos, die uns unterwegs überholten.

Nach ein paar Tagen, verbesserter Gesundheit bei Jeroen und wunderschönen Wanderungen im Altai machten wir uns schließlich auf Richtung Teletskoie. Ein See mitten im Altai. Wir hatten auf unserer Karte gesehen, dass von Aktash ein Weg durch die Berge dorthin führte und ein paar Altaileute, das Volk in der Altairegion, nahmen uns mit bis nach Ulagan. Nachdem wir unterwegs den Engel der Autofahrer an einem Aussichtspunkt überholt hatten, wurde unsere Reise allerdings unterbrochen. Trotz der Tatsache, dass in den Schmutz auf der Windschutzscheibe vorm Fahrer ”Benzin” geschmiert war, war der Tank leer. Glücklicherweise hatten wir noch einen halben Liter in unserer Benzinkocherflasche und hätten es wahrscheinlich auch bis nach Ulagan geschafft, wenn nicht der Fahrer trotz unseres halben Liters und unseres Hinweis doch vielleicht etwas ökonomisch zu fahren, wieder voll auf die Tube gedrückt hätte. So wurde unsere Reise, wie sich später herausstellte, nur einen Kilometer vor der Tankstelle erneut unterbrochen und nachdem ein Kumpel auf dem Moped einen Benzinkanister vorbeigebracht hatte, wurde der Wagen leider erfolglos den Hügel hoch und runter geschoben, um die Reise fortzusetzen. Winkend fuhr da erneut der Engel der Autofahrer an uns vorbei und kurze Zeit darauf hielt dann auch ein kleiner Lieferwagen um das Auto anzuziehen und siehe da, der Motor sprang wieder an! So also nach etwa einer Stunde warten und probieren, wurden wir noch einen Kilometer nach Ulagan gefahren und dort abgesetzt. Glücklicherweise bekamen wir schon kurze Zeit später den nächsten Lift über eine unglaublich huckelige aber wunderschöne Schotterstrasse bis zu einer Aussichtsplattform in den Bergen. Unser Fahrer, der in den Altaibergen zum Fahrradfahren war und eigentlich mit einem Freund am Teletskoiesee verabredet, traute sich hier mit seinem kleinen PKW nicht mehr weiter zu fahren. Den Weg, den wir auf der Karte gesehen hatten, gab es nicht. Stattdessen führten steile Serpentinen herunter in einen Canyon. Unser Fahrer entschied seinen Freund, der schon mit dem Fahrrad unterwegs war aufzupicken und später mit dem Rad weiterzufahren, während wir nach einem neuen Lift herunter in die Schlucht suchten. Nach einigen Überlegungen entschieden sich unseren neuen Begleiter, zwei kasachische Pärchen mit ihrem Kleinbus die Abfahrt zu nehmen. Tanja, die mit uns auf der Rückbank saß, hatte dabei nicht ohne Grund Angstzustände, doch außer einem gebrochenen Stoßdämpfer und klopfenden Herzen kamen wir doch heil unten an. Vielleicht war der Engel der Autofahrer irgendwo in der Nähe unterwegs. Der Anblick der sich uns bot, war die Höllenfahrt aber wert und so zogen wir weiter am Fluss entlang, bis spät in die Nacht zum südlichen Ufer des Teletskoiesees.

Nach einer Nacht im Zelt, an diesem wohl schönsten Teil des Sees entschlossen wir uns am nächsten Tag die Fähre zum nördlichen Ufer zu nehmen. Gerade als wir auf die Fähre hüpften sahen wir eine große Gruppe von Leuten am südlichen Ufer ankommen, die Ikonenbilder und Kreuze vor sich hertrugen. Da wir dummerweise auf die Autofähre gestiegen waren, fuhr so auch kurze Zeit später ein mit Kreuzen und Ikonenbildern geschmücktes Personenboot an uns vorbei, das wohl um einiges schneller als die Autofähre war und so statt sechs nur vier Stunden vom südlichen zum nördlichen Ufer des Sees brauchte. Da Jeroen sich auf dem Boot wieder etwas schlechter fühlte, wir der sengenden Sonne ausgesetzt waren und unsere Wasservorräte sich dem Ende neigten entschieden wir, dies sehr der richtige Zeitpunkt für Theklas (eine langjährige Freundin von Lindas Familie) Rescuetropfen. Jeroens Gesundheit verbesserte sich zwar zunächst noch nicht, aber zumindest vielleicht seine Sicht, denn so entdeckte er auch schon kurz darauf vom Boot aus eine Gruppe von Zelten, die am Ufer standen. So stolperten wir dann mitten in die Pilgergruppe und der freundliche Alex kam auch gleich auf uns zu und lud uns ein Speis, Trank und Gottes Segen mit ihnen zu teilen. Wir nahmen dankend an und verbrachten ein paar wunderschöne Tage mit dieser wahnsinnig freundlichen und erstaunlich wenig bekehrenden Pilgergruppe, musizierten zusammen und hatten sogar ein paar für Russland erstaunlich offene politische Diskussionen bis wir uns schließlich auf nach Novosibirsk machten.

Dort im Hostel, rief die freundliche Empfangsdame auf Lindas Frage nach einem Arzt in der Nähe, um mal zu checken, was bei Jeroen los war, sogleich den Krankenwagen und kurze Zeit später erschien auch gleich die freundliche Notärztin mit Gehilfin und fuhr Jeroen in ihrem Krankenwagen zum Checkup ins Novosibirsker Krankenhaus. Der Anblick der sich uns bot war für uns sehr komisch und traurig zugleich. Schon der Krankenwagen schien seit den Neunzigern keine Renovierung mehr gesehen zu haben, aber das Krankenhaus wahrscheinlich schon seit den Achtzigern nicht mehr. Die Farbe blätterte von den Wänden und das Equipment schien veraltet. Das Personal war aber sehr freundlich und machte alle möglichen Checks mit Jeroen mit Instrumenten, die aussahen als könnten sie auch Folterinstrumente sein und wir fragten uns ob dieser europäische Gast nicht vielleicht auch dazu diente etwas die Haushaltskasse aufzubessern. Diagnose schließlich von einer netten Ärztin, die etwas deutsch sprach “akute Bronchitis”. Wir entschlossen uns also erst mal eine Woche in Novosibirsk auszuruhen und dann gemütlich in der transsibirischen Eisenbahn nach Irkutsk weiterzureisen.

Irkutsk bot sich uns als die bisher schönste russische Stadt, mit vielen süßen, leider etwas verfallenen kleinen und großen Holzhäusern und erstaunlich wenig grauen Sovietbauten. Da Jeroen sich immer noch nicht hundertprozentig fühlte nahmen wir von dort den Bus, um auf der Olkhoninsel im Baikalsee noch einmal richtig auszuspannen. Das gelang uns dann auch, nachdem uns ein paar freundliche russische Hippies am Strand eingeladen hatten, zu ihrer kleinen Campgruppe zuzustoßen und wir in den Fluten des Baikalsees unsere Lebenszeit verlängert hatten (angeblich bringt einmal die Hand reinhalten schon ein extra Lebensjahr!). Einer von ihnen nahm die magischen Kräfte der Insel wohl etwas zu ernst und hielt uns immer wieder Pflanzen unter die Nase deren angebliche Geniessbarkeit er uns durch ein genüssliches Kauen weiß machen wollte. Immerhin, die magischen Kräfte der Insel hatten Jeroens Gesundheit immens verbessert.

Hitchhiking to Aktash
Hitchhiking to Aktash
Hike in Aktash
Hike in Aktash
Herbs and mushroom picking
Herbs and mushroom picking
Out of gas outside of Ulagan
Out of gas outside of Ulagan
Altai Canyon
Altai Canyon
Altai Mountains
Altai Mountains
Teletskoye lake
Teletskoye lake
Irkutsk
Irkutsk
Wood Workshop Olkhon
Wood Workshop Olkhon
Sunset
Sunset at lake Baikal

Modernes Arbeitslager

Chemal, Russland July 2016

Wir wollen ja nicht gleich politisch werden, zumindest nicht bevor wir Russland verlassen haben. Aber wo führt dieser provokative Titel uns hin?

Zunächst weg aus Pavlodar, unseres letzten Aufenthaltsorts in Kasachstan, ein Land, dass die gleichen demokratischen Werte teilt, wie sein zuvor genannter großer Bruder. Die Familie, bei der wir unterkamen, hatte ihre eigenen politischen Hürden zu nehmen. Sie wollten partout ihre fünf süßen Kinder zu Hause unterrichten, was offiziell in Kasachstan (wie in Deutschland übrigens auch) nicht erlaubt ist. Die Mutter verließ daher mit den fünf Kindern das Land um in Indien und Nepal die Kinder selbst zu unterrichten und es war erst das Erdbeben in Nepal nötig, damit der Schuldirektor die Familie aufforderte, doch in Kasachstan zu bleiben und zusammen eine Lösung zu suchen.

Großer Respekt gilt der Mutter, die sich um die Wohnung, das Unterrichten der fünf Kleinen zwischen 0 und 10 Jahren und uns Gäste kümmerte. Mit fünf Kindern, zwei Eltern, uns beiden und noch einem anderen Couchsurfer, lässt sich einfach ableiten, dass das zwei intensive Tage waren.

Daher hatten wir eigentlich vor mit dem Zug von Kulunda gleich hinter der russischen Grenze weiter Richtung Barnaul zu einem großen Salzsee zu fahren und dort ein paar Tage zu campen. Der Zug fuhr allerdings leider nur einmal am Tag und zwar kurz vor unserer Ankunft in Kulunda ab. Aber was soll’s, Daumen wieder raus und schon kurze Zeit darauf saßen wir im Auto einer netten kleinen Familie aus Kulunda, Mutter, Tochter, Sohn und wurden zu einem kleinen Hinterhof Konzert der evangelischen Gemeinde Kulundas kutschiert, bei dem die Tochter sang und Violine spielte. So erklang vom Wind in den Mikrofonen verzerrt, vor bizarrer Kulisse mit drohenden Gewitterwolken im Himmel und umgeben von Sovietbauten, das was eigentlich Gesang zu Gottes Gefallen hätte sein sollen. Wir versuchten noch das Konzert mit unserem Mikrofonwindschutz zu retten, nach kurzem Versuch wurde dies jedoch abgelehnt und lieber auf Gott vertraut bis der Regen kam.

Wir bekamen dann aber freundlicherweise eine nette Tour von der Dame, die uns mitgenommen hatte und sie zeigte uns die Sehenswürdigkeiten von Kulunda, allen voran ein weiterer riesiger Salzsee, dessen schwarzer Schlamm angeblich heilende Kräfte hat. Baden wollten wir aber nicht, da zum einen das Wetter und zum anderen die Anzahl, der sich auf dem Strand befindlichen Maden, nicht gerade verlockend waren. Die Dame brachte uns dann zur Hauptstraße nach Barnaul und ließ sich nur mit Mühe überzeugen uns dort auch aus dem Auto zu lassen, da es leicht regnete. Als Witz stellten wir uns alle fünf mit dem Daumen nach oben an die Straße.

Wir müssen wohl einen beeindruckenden Anblick geliefert haben, denn gleich das erste Auto hielt. Wir verabschiedeten uns und hüpften in den weißen Mercedes SUV, unserem luxuriösesten Gefährt bis dahin. Ivan, der Fahrer fuhr geradewegs nach Barnaul, wo wir als Freiwillige in einer Sprachschule arbeiten wollten und nachdem wir uns auf der Fahrt so nett mit ihm auf Russisch unterhalten hatten, Google Translate sei dank, lud er uns auch gleich zu sich nach Hause ein.

Nachdem Ivan alle Zutaten eingesammelt hatte, kochten wir zusammen ein vorzügliches Essen bei ihm. Das regionale unraffinierte Sonnenblumenöl, das als Salatdressing diente, war vorzüglich und während Jeroen strategisch versuchte sein Whiskeyglas immer halbvoll zu halten, um weiteres Auffüllen zu vermeiden, zogen wir irgendwann mit einer guten Flasche Wein, Honigmelone und einer Gitarre nach oben auf den Penthouse Balkon. Während Ivan also zurückgelehnt in seinem Schaukelstuhl Lindas kleines Konzert genoss, ließ Jeroen seinen Blick über den Lichtern der Stadt ruhen, schlürfte Wein und futterte Melone.

Nachdem wir freundlich ablehnten eine weitere Nacht zu bleiben, machten wir uns auf zu einem Hostel, um uns dort in unserem Zimmer einzuschließen und den fehlenden Schlaf der letzten Tage nachzuholen. Das Hostel war voll von eigenartigen Gestalten, wobei diese wahrscheinlich das gleiche über uns dachten, denn durch die geschlossene Tür hörten wir immer wieder jemanden “Germania”und “Niemezcy” (Deutsch) murmeln. Nach zwei erholsamen Tagen machten wir uns dann auf, die anderen Freiwilligen aus Großbritannien und Frankreich und die Mitarbeiter der Aapple Sprachschule kennen zu lernen.

Obwohl die Luft in Barnaul von Mücken gesättigt war, verbrachten wir ein paar schöne Tage mit den russischen Betreuern Polina und Anja sowie dem Kameramann Slava und den anderen Freiwilligen bevor wir zum Sprachcamp nach Chemal in die Altaiberge aufbrachen, nicht ohne zuvor immer wieder das Versprechen zu hören, in den Bergen gäbe es keine Mücken. Das Versprechen war glücklicherweise nicht nur ein Trick um uns ins Camp zu locken.

Um eine Ahnung davon zu bekommen, was es heißt in einem modernen Arbeitslager zu sein, bringt uns zurück zu unserem Titel. Wir hatten lots and lots and lots of fun mit allen Beteiligten im Aapple camp. Das schwierigste war, bei der Frage wie wir Russland denn finden, die politische Sicht darauf auszuklammern – Selbstzensur wohl als Konsequenz eines unterdrückenden Regimes. Aber wir wollten ja (noch) nicht politisch werden und wir können mit gutem Gewissen auf die Frage, wie wir Russland finden, antworten: Das Land ist wunderschön und alle Leute, denen wir begegnet sind, waren unglaublich gastfreundlich, hilfsbereit und nett!

House in Pavlodar
House in Pavlodar
Mosque in Pavlodar
Mosque in Pavlodar
Concert in Kulunda
Concert in Kulunda
Salty lakes in Kulunda
Salty lakes in Kulunda
Family in Kulunda
Family in Kulunda
Dinner with Ivan in Barnaul
Dinner with Ivan in Barnaul
On the way to Chemal
On the way to Chemal
Linda and Valentin on a hike in Chemal
Linda and Valentin in Chemal
Little bug in the big mountains
Little bug in the big mountains
Jeroen the warrior
Jeroen the warrior
Aapple language camp Chemal
Aapple language camp Chemal

Große Länder und die kasachische Neugierde

Pawlodar, Kasachstan, 19 Juni 2016

Draußen vor den Fenstern zieht sich die unglaubliche Weite der kasachischen Steppe hin. Bis zum Horizont ist kein Baum zu sehen, nur seichte Hügelketten in der Ferne. Zwischendurch eine Pferde- oder Kuhherde, ein Raubvogel oder ein paar Reiter. Gerade sehen wir davon aber leider nichts, da die Fenster des Busses, in den uns unsere letzten Gastgeber bugsiert haben, mit orangen Gardinen verhangen sind. Dafür sind wir aber gestern so intensiv in die kasachische Kultur eingetaucht, dass das die orangen Vorhänge hundertfach aufwiegt. Aber dazu später mehr, denn auch auf dem Weg hierher ist viel passiert.

Also zurück nach Moskau. Nachdem wir dort über verschiedene Autobahnauffahrten gehuscht waren, setzten wir unseren Weg Richtung Osten fort. Zunächst mit Olek, der uns erklärte, er sei ein russischer Gangster. Wir versuchten das geschickt zu ignorieren, um nicht in irgendwelche dubiosen Geschäfte gezogen zu werden und mieden den Blick auf die selbstgestochene Tätowierung auf seinem linken Handrücken. Außer dem insgesamt recht robusten Fahrstil fühlten wir uns sicher bei Olek. Vielleicht auch, da er uns, beeindruckt davon, dass wir uns mit unserem kleinen palatka (Zelt) furchtlos den metvet (Bären) stellten, mit dem größten Respekt behandelte.

Nach einer weiteren Fahrt sahen wir dann auch unserer ersten Nacht neben der Tankstelle im Zelt entgegen. Die Bären stellten kein Problem dar, wohl aber die Mücken, die in Scharen um uns schwirrten und uns mit militantem Gesumm antrieben, das Zelt, ohne Diskussion über die notwendige Anzahl der Heringe, in Rekordschnelle aufzubauen.

Leider gab es am nächsten Morgen keinen Kaffee an der Tankstelle, dafür aber den netten Vladimir, der mit uns in Kolonne mit zwei LKWs, und der dadurch gebremsten Geschwindigkeit überaus entspannt Richtung Cheboksary juckelte. Vladimir fuhr als Begleitung der LKWs mit Landbaumaschinen aus Holland in einem kleinen PKW bis nach Vladivostock! 19 Tage! Was der Sinn dieser Art der Begleitung war, verstanden wir aber nicht so richtig…

Also wieder mal das Zelt aufgebaut und die Nacht ohne Besuch von Bären oder Wölfen überstanden, trafen wir an einer Raststätte auf Renaz und John und wir hätten es nicht besser treffen können! Renaz fuhr Richtung Kasan und konnte im Gegensatz zu unseren vorherigen Fahrern ein bisschen Englisch sprechen. Vor allem aber fuhr er uns mit unglaublichem Enthusiasmus und guter Laune Richtung Chistobal, wo seine Mutter uns zu traditionellen tatarischen Küchlein (denn Chistobal liegt in Tatarstan) einlud und wir seine beste Freundin Lera kennenlernten, die super Englisch sprach. Die beiden zeigten uns also die eher kleinere Stadt und wir lernten, dass Tatarstan die ökonomisch stärkste Region Russlands ist, c.a. 50% der Bevölkerung dort muslimisch und der Rest überwiegend russisch orthodox ist, und dass Tatars eine eigene Sprache ist.

Später lud Lera uns dann ein, im Haus ihrer wundervollen Tante zu bleiben, die in einem süßen, typisch russischen Holzhäuschen wohnt. Wir bekamen leckere Erdbeeren aus dem Garten und mit Leras Hilfe als Top- Übersetzerin erzählte ihre Tante von ihren eigenen Reisen, als sie noch jung war. Später kamen dann Leras Freunde vorbei und wir stellten fest, dass Tee trinken und Schischa rauchen unter Tataren äußerst angesagt ist. Nachdem wir am nächsten morgen leckere Blinis (Buchweizenpfannkuchen) von Leras Tante verspeist hatten, ging es auf zum Bus, um zurück auf unsere Route zu gelangen. Und der erste Schreckmoment der Reise: Jeroens Passport unauffindbar. Nachdem also Renaz und Alina im Eiltempo zurück zur Tante düsten und Lera schon versuchte, den Busfahrer zu überzeugen, noch etwas zu warten, kam die Erleichterung. Der Passport war nur in eine Innentasche gerutscht! Also alles wieder zurück gepfiffen, ein paar letzte Abschiedsfotos und weiter Richtung Osten.

Der freundliche Kamil, der uns von einer Tankstelle aufließ, an der sonst niemand hielt und uns aus purer Nächstenliebe bis zur Kreuzung nach Ufa fuhr, fasste in Worte, oder besser gesagt, in unsere Übersetzter App was auch wir auf unserer Reise fühlten „Ich glaube, alle Menschen sind erst einmal gut, nur manchmal tun sie Schlechtes. Ich versuche dann trotzdem, das Gute zu sehen.“ So philosophisch erleuchtet bestätigte sich dieses Motto auch gleich wieder, als kurze Zeit später Evgeny für uns hielt und uns ein herausragendes Beispiel des Guten im Menschen gab. Er nahm uns mit über eine Entfernung von 850 km, die er nach Chelyabinsk fuhr, wir lernten zusammen Englisch und Russisch, er zeigte uns die besten Aussichtspunkte, trotz der Tatsache, dass man nichts sehen konnte, da Nacht war, lud uns zu leckerem Borschtsch ein und half dann auch noch spontan, einen Zug nach Astana in Kazakhstan zu organisieren! Für Evgeny als Installateur von Überwachungskameras in Supermärkten war es normal jeden Woche tausende von Kilometern zurückzulegen, da seine Firma das ganze Gebiet von Moskau bis Omsk mit Kameras versorgte. Ganz schön verrückt die Entfernungen in Russland!

Neben der Größe des Landes beeindruckt auch die Größe der Flüsse, allen voran die Wolga und, wahrscheinlich am meisten, die Größe der Absätze. Grob geschätzt erreicht, worauf so manch eine Dame hier durch die Gegend wandelt, mindestens eine Höhe von 25 cm. Im Verhältnis zur Absatzhöhe haben wir bisher wenige schuhbasierte Unfälle beobachtet – nur einen. Doch auch mit verstauchten Knöchel wurde weiter tapfer in Eiffelschuhen getorkelt.

Im Gegensatz zu dieser Folter, der viele russische Frauen tapfer entgegen sehen, war unser Aufenthalt im Zug erstaunlich gemütlich. Die tausend Kilometer nach Astana verbrachten wir, neben einigem Wachgerüttel bei der Grenzkontrolle, vor allem liegend und wären auch gern noch weiter gefahren. Zum Glück hatten wir noch in Chelyabinsk Sergey und Nathalia um einen Schlafplatz über couchsurfing gebeten und waren froh uns entschieden zu haben, nach Kasachstan zu reisen. Die beiden machten unseren Aufenthalt in Astana zu einem wahren Erlebnis und gaben uns einen gewaltigen Eindruck der kasachischen Gastfreundlichkeit. So fuhren wir mit Citybikes an den verrückten Gebäuden der Stadt vorbei, die in knappen 15 Jahren aus dem Nichts, bzw. aus der Steppe gestampft wurden. Die Stadt wird im Winter manchmal so kalt und zugeschneit, dass die Stadtgrenzen von der Polizei gesperrt werden, um hohe Kosten durch Rettungsaktionen zu meiden. Das war schwer vorstellbar, während wir mit Sonnencreme eingeschmiert im T-Shirt durch die Stadt cruisten. Nach zwei sehr erholsamen Nächten und gutem Essen bei Sergey und Nathalia machten wir uns weiter auf den Weg Richtung Osten, um dort ein weiteres Beispiel kasachischer Gastfreundlichkeit kennen zu lernen.

Als wir mit dem Bus Astana verließen, bemerkten wir, dass in Kasachstan, nicht nur die Gastfreundlichkeit sondern auch die Neugier eine ausgeprägte Charaktereigenschaft zu sein scheint. So kamen verschiedene Autofahrer, auch die, die in die falsche Richtung fuhren, auf uns zu, um zu erkunden, was wir da so trieben. Zum Glück sind wir mittlerweile einigermaßen in der Lage unsere Reise auf Russisch zu erklären. So nahm uns auch kurze Zeit später ein Auto mit. Auch hier mussten wir gleich wieder an Kamils Motto denken, hatten wir doch hier einen Fahrer erwischt, der uns gegenüber unglaublich freundlich war, uns dann aber auch fragte, ob wir nicht zufällig Globaliersierungsagenten seien, und dann seine nationalistischen Tendenzen und vor allem ausgeprägte Homophobie durchblicken ließ. Wir fühlten uns etwas geschmeichelt, als Agenten gesehen zu werden, waren aber auch ein bisschen traurig. Nach Europa wolle er nicht reisen, da seien alle schwul. Außerdem seien die Niederlande ein Drogenland. Nun ja…Wir hielten uns an Kamils Motto: „Allle Menschen sind erstmal gut, aber manchmal tun sie Schlechtes…“

Der Fahrer versuchte uns noch zu überzeugen nicht die von uns gewählte Route, kürzer aber über kleine Straßen, zu nehmen sondern ihn in die nächst größere Stadt zu begleiten, da dort mehr Verkehr unterwegs sei. Aber wir waren auf Abenteuer aus und entschieden uns also es dennoch zu versuchen. Nach einer halben Stunde an der staubigen Straße und keinem einzigen Auto, dass abbog, verloren wir dennoch langsam den Mut. Wir hatten aber Unterhaltung, denn ein liegengebliebener Bus auf der anderen Straßenseite, war voll mit neugierigen Kasachen, die sich nach anfänglicher Zurückhaltung nicht scheuten, uns Gesellschaft zu leisten und Fragen über unsere Reise zu stellen.

Glücklicherweise befand sich außerdem in der Nähe eine kleine Polizeistation, die es hier zu Hauf gibt und so versuchten wir die Polizisten nach dem besten Weg zu fragen. Dort erfuhren wir, dass die von uns gewählte Route gar nicht so schlecht war, aber mit einem verzweifelt gestikulierenden „Nie maschina“ (kein Auto) machten wir deutlich, dass der Versuch für uns bisher erfolglos war. Der freundliche Polizeibeamte bot daraufhin an, uns über die leergefegte Straße zu einer besseren Kreuzung zu fahren und tat dies auch, nachdem sein Auto nach mehrmaligen Versuchen schließlich ansprang. So fuhren wir also, den armen vor dem Bus wartenden Herren fröhlich zuwinkend, mit Blaulicht weiter Richtung Pavlodar.

Die neue Kreuzung eignete sich auch tatsächlich viel besser zum Weitertrampen und so waren wir auch schon nach wenigen Mitfahrgelegenheiten im Auto von Sertay und Alma, womit die zweite Geschichte kasachischer Gastfreundlichkeit, diesmal auf dem Lande, beginnt. Sertay und Alma schienen sich nicht daran zu stören, dass wir kein Russisch sprachen und unterhielten sich fröhlich mit uns und zeigten uns die Landschaft. Schließlich luden sie uns dann auch gleich zu Tee und Fisch bei Verwandten in einem nahegelegenen Dorf ein. So aßen wir leckeren selbstgefangen Fisch, tranken kasachischen Tee und versuchten so gut wie möglich unsere paar Brocken russisch zusammenzukratzen, um etwas mit unseren Gastgebern zu kommunizieren. Damit aber noch nicht genug, als wir später mit den beiden weiter Richtung Pavlodar fuhren und es schon 18 Uhr war, als wir bei ihrem Dorf ankamen, luden sie uns auch gleich ein, bei ihnen zu bleiben.

Aber dazu später, denn nur ein Tag mit Sertay und Alma vesorgte uns mit Erlebnissen für eine ganze Woche. Als wir an einer Gruppe Reitern in der Steppe vorbei fuhren und zunächst weiterfuhren, überwiegte doch schnell die kasachische Neugier und Sertay kehrte um, um Bestimmung und Vorhaben der Reiter zu erkunden. Das führte dazu, dass wir sogleich als Werbemodelle für eine Kampagne des Nationalparkes herhalten mussten. So wurden wir interviewt, wobei immer besonders wichtig war, dass wir „Kasachstan choroscho“(Kasachstan ist gut) sagen. Linda durfte dann auch noch Reiten, aber nicht ohne vorher eine Flagge, des Nationalparkes um den Kopf gewickelt zu bekommen, und natürlich vor der Kamera.

Schliesslich kamen wir in Sertay und Almas kleinem Dorf Radnikovsky an, mitten in der Steppe am Kanal Irtisch-Karaganda gelegen, der sich angeblich von China bis nach Russland zieht. Sertay fuhr sich immer wieder -eine eindeutige Geste- mit dem Finger über die Kehle und machte dazu „Mäh“. Als er dazu noch mit leuchtenden Augen „Schaschlik“ sagte, wurde uns deutlich, er wolle ein Lamm schlachten. Wir versuchten noch mit aller Kraft zu erklären, sie sollten bloß keine Umstände für uns machen, wurden dann aber erstmal beschäftigt, als eine Reihe von Leuten aus dem Dorf vorbei kamen, um die Touristen einmal anzuschauen. Zum Glück kam auch Gulmira, die Schwiegertochter, die perfektes Englisch sprach. Sie nahm uns mit auf einen Spaziergang durch das kleine Dorf, wobei sie von ihrer Hochzeit, die erst ein paar Monate her war, und den Herausforderungen und Schönheiten, sich an das neue Leben auf dem Lande, nachdem sie als Lehrerin in der Stadt gearbeitet hatte, zu gewöhnen. Sie zeigte uns auch ihr Haus und gab uns dort eine Art Pferdebuttermilch zu trinken, die sehr interessant und außergewöhnlich schmeckte. Wir tranken beide brav auf.

Als wir vom Spaziergang zurückkehrten, saß Sertay seelenruhig auf der Gartenbank und wir hofften schon, dass wir ihn nur falsch verstanden hatten. Diese Hoffnung wurde aber gleich zerschlagen, als wir die Küche betraten und das Lamm schon zerlegt vor Alma auf dem Küchentisch lag. Sertay hatte uns wohl diplomatisch weggeschickt, um nicht die zartbesaiteten Gemüter von uns Westeuropäern zu belasten. Wir meinten noch ein paar flüchtig weggewischte Blutspritzer an der Wand zu entdecken.

Es wurde also ein Festmahl zubereitet und ein paar weitere Leute aus dem Dorf kamen vorbei, um die Attraktion, zwei Touristen und laut Gulmiras Berichten wohl die einzigen je, zu begrüßen. Alma hatte groß aufgefahren und rannte mit Nudelholz und Kopftuch durch die Küche um neben Pferdewurst und Lammschaschlik auch noch ein traditionelles kasachisches Teiggericht zuzubereiten.

Es wurde gespeist und getrunken, wobei die arme Gulmira als Übersetzerin herhalten musste, als Sertay immer wieder kurze Reden über Freunde und Gastfreundschaft, auf die mit Wodka angestoßen wurde, hielt. Es war ein schönes Fest und alle gingen schlafen, nachdem Sertay zerknirscht erklärte, er habe einfach nicht die Zeit gefunden, die Sauna noch anzuheizen.

Gestärkt nach einem guten Frühstück sind wir also am nächsten morgen in den Bus gestopft worden, da sich unsere bemühten Gastgeber nicht damit zufrieden geben wollten, uns einfach auf die Straße zu setzen. Hinter orangen Gardinen verlassen wir die Familie in tiefer Dankbarkeit und sind mittlerweile in Pavlodar angekommen, wo wir spontan als couchsurfer bei Yura und Svetlana, mit ihren 5 süßen Kindern aufgenommen wurden. Ein bisschen Schlaf wäre jetzt gut.

Hitching out of Moscow
Hitching out of Moscow
Train to Astana
Train to Astana
Kazakh sunset
Kazakh sunset
Renaz and Jeroen
Renaz and Jeroen
Wolga
Wolga
Goodbye in Chistobal
Goodbye in Chistobal
Jeroen in Astana
Jeroen in Astana
Astana university
Astana university
Astana highrises
Astana highrises
Kazakh steppe
Kazakh steppe
Police escort
Police escort
Linda in the steppe of Kazakhstan
Linda in the steppe of Kazakhstan
Horses crossing
Horses crossing
Lunch with Sertay and Alma
Lunch with Sertay and Alma
Linda on horse
Linda on horse
Linda on camera
Linda on camera
Nikita and Rishad
Nikita and Rishad
Shashlick dinner
Shashlick dinner

Die Geschichte der langsam Schnecke und der schnellen Katze

June 08, 2016, Moscow, Russia

So schnell, wie wir es vom Stadtrand Kievs nach Moskau geschafft hatten, so langsam bewegten wir uns zwischendurch. Wir hatten geplant nur 3 Nächte in Moskau zu bleiben und sind jetzt schon eine Woche hier. Nicht zuletzt aufgrund der unfreundlichen Natur der russischen Visabestimmungen, hier sind wir als Touristen zu einem bloßen „Input“ degradiert, aber dazu später mehr.

Zuerst: Kiew. Wir wurden gewarnt, dass es kein leichtes ist aus Odessa nach Kiew zu trampen, obwohl es auf der Karte ziemlich einfach aussah. Aber als wir abwechselnd erfolglos unser КИЕВ (Kiew) Schild schwenkten, die vorbeifahrenden Autos mit unseren rot und blau leuchtenden Ponchos anlächelnd, und parallel an einer nahegelegenen Tankstelle die Leute mit unserem besten „Privjet“ (hallo) begrüßten, gaben wir dem Regen und der Versuchung eines schönen warmen Platz in einem Bus nach. So erreichten wir unsere nächste Couchsurfing-Adresse bei Sonya und ihrer flauschigen (definitiv nicht dicken) Katze Ted und ihrer Haustier-Schnecke Isha. Nur kurze Zeit später lief Jeroen Ted erfolglos mit der Kamera hinterher, und versuchte ihn dazu zu bringen im Video zu glänzen während Linda auf ihrer Hand Isha unterm Wasserhahn duschte. Ted war von Jeroens Enthusiasmus nicht besonders amüsiert, aber so weit wir die Körpersprache von Schnecken richtig interpretieren, hatte Isha eine tolle Zeit.

Genauso wie wir. Kiew ist eine schöne Stadt und Sonya zeigte uns einige der schönsten Plätze. Nachdem wir eine leckere Warenyky Mahlzeit teilten, waren wir auf dem Weg ins größte Land der Welt: Russland!

Der Tipp, den wir von hitchwiki.org bekamen, war „Nehm keine Fahrten in die Stadt Browary an, dort kommt man nicht mehr weg, da es keinen guten Ort zum Weitertrampen gibt.“. Wir waren uns sicher, dass wir perfekt kommuniziert hatten, wo wir hin wollten. Kurze Zeit später, wurden wir in Browary abgesetzt.

Als der Regen begann in Eimern herabzustürzen, versuchten wir das beste daraus zu machen und suchten uns ein günstiges Hotel. In dieser eher kleineren Stadt hatten wir das Gefühl, wir würden wahrscheinlich wenig verpassen. Also entschieden wir uns, wie Isha, uns in unser kleines Haus zu rollen und dort zu bleiben, was so gemütlich war, dass wir uns entschieden, die Dinge ruhig anzugehen und gleich noch zwei Nächte auszuruhen. Und siehe da, als wir am dritten Tag spazieren gingen, stellte Browary Transnistrien mit seinem alten sowjetischen Ruhm in den Schatten, mit breiten Straßen, großen Bögen, Kampfflugzeugen in Parks und einer Auswahl von Kampfpanzern für Kinder um darauf zu spielen.

Aber wir waren auf dem Weg nach Russland, nach Russland müssen wir also gehen. Mit Hilfe von Larissa und ihrem Mann und der unglaublichen Freundlichkeit von Sascha, der einen großen Umweg für uns zu machte und uns den ganzen Weg bis an die Grenze fuhr, schienen wir unsere Geschwindigkeit wieder gefunden zu haben. Wobei diese Dynamik abrupt gestoppt wurde, als wir auf die russischen Seite der Grenzkontrolle kamen. Ohne ersichtlichen Grund wurden wir stehen gelassen, in der prallen Sonne schmelzend, bis uns schließlich erlaubt wurde den Käfiggang mit der Aufschrift „Input“ nach Russland zu betreten. Nach der nötigen Rezitation von berühmten holländischen und deutschen Fußballspielern bei der letzten Grenzpatrouille, hatten wir es in das Land der 11 Zeitzonen geschafft: Russland.

Wir erreichten schnell unsere Geschwindigkeit zurück als Andrew 1 und Andrew 2 uns aufsammelten, auf dem Weg in die Stadt, in die auch wir wollten: Moskau! Wir wissen nicht genau, wie viele unserer neun Leben, wir auf dieser Reise verloren haben, aber irgendwie gelang es uns lebend anzukommen. Andrew 2 erklärte: „Keine Sorge, das ist der russische Fahrstil“, und wir wunderten uns, warum wir dann die einzigen waren, die die anderen Autos mit riskanten Überholmanövern im Staub hinter sich ließen. Andrew 1, während er auf der rechten Seite überholte, beruhigte uns; „Ich habe schon vor vielen Jahren einen Sicherheitstest als Fahrer gemacht, ich habe ein Zertifikat“. Nun, warum lösen wir nicht einfach unseren Sicherheitsgurt, schließen Sie die Augen und schlafen eine Runde, dieser Mann hat schließlich ein Zertifikat…

Als wir unser heißes Blechdach verließen, fanden wir langsam unser bequemeres Tempo zurück und hatten eine großartige Zeit, die Stadt Moskau mit Couchsurfer Fedor und seine beiden kleinen Schwestern zu erkunden. Die Schwestern, um die 9 und 14 Jahre alt, wurden von ihrem großen Bruder aufgefordert, Englisch mit uns zu sprechen, in ganzen Sätzen. Als wir fragten, ob sie Katzen mögen, reichte kein einfaches Ja oder Nein. Fedor zwang sie, die Frage richtig zu wiederholen und in ganzen Sätzen zu antworten „jetzt mögen sie mich vielleicht nicht, aber später werden sie mir dafür danken“. Wir denken, sie hatten letztendlich recht viel Spaß dabei und nachdem die anfängliche Scheu überwunden war, kamen sie richtig in Fahrt. Unser Favorit war: „Was ist dein Hobby?“ Die neun Jährige: „Ich mag alte vorrevolutionären Gebäude … in der Nacht“.

Und als wir herausgefunden hatten, dass die Visumsprobleme zu Hause und an der Grenze noch nicht gut genug waren für den guten alten Putin, sondern wir uns auch noch in der ersten und jeder weiteren Stadt, in der wir länger als 7 Tage blieben, registrieren müssen, beschlossen wir, uns wieder einmal in unserem kleinen Haus einzurollen und es ruhig anzugehen, während wir darauf warteten, dass der notwendige Papierkram erledigt war.

Playground in Kiev
Playground in Kiev
Ted and Jeroen
Ted and Jeroen
Tank in Brovary park
Tank in Brovary park
Girl in Brovary
Girl in Brovary
City of Moscow
City of Moscow
Christ the saviour church, Moscow
Christ the saviour church, Moscow
Shopping mall, Moscow
Shopping mall, Moscow
Cosmonautic museum, Moscow
Cosmonautic museum, Moscow
Kazahk carpets on Ismail market, Moscow
Kazahk carpets on Ismail market, Moscow

Unterschied zwischen einer Kobra und einer Gurke

25. Mai 2016 Odessa, Ukraine

In der Ukraine habe wir schon viel gelernt:

Lektion 1: Russland verfolgt einen Plan
Lektion 2: Eine Gurke ist keine Kobra
Lektion 3: Odessa ist wunderschön

Bevor wir zu Lektion 1 übergehen, greifen wir noch einmal den Stand der Dinge auf. Vorm Schloss Dracula haben wir uns an die Straße gestellt und uns beinahe etwas schlecht gefühlt. Wir hatten ja gerade schon soviel Komfort hinter uns gelassen und dann das: Das erste Auto das vorbeikam hielt mit wedelnder Deutschlandfahne vor uns an und der freundliche Nelu, ein junger Moldauer mit erstaunlich gute Deutschkenntnissen, fuhr uns direkt nach Moldavien. Nelu betrieb seinen eigenen kleinen Lieferservice zwischen Süddeutschland und Moldavien. Neben einem Platz in seinem Minibus bot er uns auch noch ein leckeres Mittagessen an und nahm uns mit bis Orheiul. Der Secondhandmarkt zwischen Deutschland und Moldavien boomt. Was der Deutsche nicht mehr haben will, landet dann in einem der vielen Minibusse oder wird, wenn es sich um einen der vielen Gebrauchtwagen handelt, auf einem Schlepper nach Moldavien gefahren und dort unter die Leute gebracht. Nelu empfahl uns nach la Orheiul vechi (dem alten Orheiul) zu fahren und uns dort das alte Kloster anzuschauen. Da der Grenzübergang von Rumänien und Moldavien zu einigen Verzögerungen auf der Reise geführt hatte, kamen wir erst spät an der Kreuzung nach la Orheiul vechi an und entschieden uns wagemutig endlich unser 3,1 kg schweres, sich seit Beginn der Reise in Jeroens Rucksack befindlichen Zeltes zu bedienen und in la Orheiul vechi zu campen. Ein netter russisch sprechender Moldauer nahm uns mit und brachte uns trotz Verständnisschwierigkeiten bis nach Orheiul vechi, amüsierte sich aber sehr darüber, dass wir dort campen wollten. Vor unser Nase gab es sogar ein Schild mit der Aufschrift „Camping“, ein dazugehöriger Campingplatz war allerdings nicht in Sicht. Der Nachtwächter eines angrenzenden Hotels (?) erlaubte uns aber in einem hübschen Garten zu kampieren, wenn wir nur das Zelt bis acht Uhr morgens wieder abgebaut hätten, wie er uns mithilfe von Zeichnungen mit einem Stock im Sand auf russisch erklärte. In Moldavien erwies es sich nämlich als äußerst schwierig englisch sprechende Landsleute ausfindig zu machen.

So wurde also unter großem Gezanke das Zelt aufgebaut. Da Jeroens Zeltaufbau im Groben daraus besteht zwei Zeltstangen in die Erde zu stecken und eine Plane darüber zu werfen, in der Hoffnung es werde sowieso nicht regnen und Linda gerne jedes noch so kleine Heringchen gründlich und fest im Boden verankert, bot das Zeltaufbauen so einiges an Konfliktpotentia,l da zudem auch noch der Magen knurrte. Aber man muss sich ja zu helfen wissen und so schmorte schon kurze Zeit später etwas was eigentlich Nudeln mit Tomatensoße hätte sein sollen auf unserem kleinen Benzinkocher und die Stimmung verbesserte sich, während die Nudeln immer weicher wurden. Sehr, sehr weich.

Frisch und ausgeruht am nächsten Morgen erkundeten wir la Orheiul vechi und drehten einen kleinen Tierfilm. Während wir also mit Begeisterung Bienen, Schmetterlingen und grasenden Ziegen mit der Kamera hinterher tollten, ertönte auf einmal ein Glockenklang und ein älterer glockenschlagender Mann lud uns ein, ein altes Höhlenkloster zu besichtigen. Wir beschlossen danach mit dem Bus nach Kischinau weiterzufahren und erholten uns dort ein paar Tage im Hostel. Neben einer Stadt die neben Sowjetarchitektur auch sehr schöne Parks und nette Gassen zu bieten hat, offenbarte Moldavien sich uns in Kischinau als wunderbares Weinland! Fast das ganze Land ist überseht mit Weinfeldern verschiedenster Sorten und in Kischinau hatten wir viele Möglichkeiten diesen zu verköstigen, was trotz der sehr günstigen Preise dazu führte, dass unser Aufenthalt in Moldavien (dem bis dahin ärmsten Land) bisher am meisten gekostet hat.

Von Kischinau aus machten wir auch einen Abstecher in Opa Erwins alte Heimat, das kleine Dorf Romanovca, früher Rohrbach. Die Leute im Dorf waren sehr verwirrt über unseren Besuch und sehr hilfreich in ihren Bemühungen uns wieder weg zu verhelfen. So näherte sich uns eine Dame die fragte: „Niet ruski, niet moldawi?“ Das sollte wohl soviel bedeuten wie „was zum Teufel wollt ihr denn hier?“. Wir versuchten sie dann dazu zu bewegen uns in ein kleines Büchlein, das wir mit uns führten, zu malen, was die Bedeutung ihres Wortschwalls war. Dies führte dazu, dass sie einen russischen Satz in das Büchlein schrieb, den wir natürlich nicht verstanden. Später im Hostel half uns die nette Olga mit der Übersetzung der kyrillischen Buchstaben: „ihr braucht einen Übersetzer“, war die Bedeutung. Wir schafften es dennoch auch ohne Übersetzer uns zum kleinen Dorfladen, der gleichzeitig eine Bar ist, durchzufragen und trafen dort auf ein paar äußerst nette romanovcanische Frauen, die uns jedem ein Eis und etwas Wasser gaben und ein Taxi riefen, um uns wieder aus dem Dorf zu schaffen. Wir müssen wohl sehr hilflos ausgesehen haben. Die nette Svetlana lud uns während wir aufs Taxi warteten zu sich nach Hause auf ein paar leckere Erdbeeren, eine Art Pfannkuchengebäck und einen Liquör ein. Mit Hilfe unser eigenen Zeichnungen im Büchlein und aufgrund von Svetlanas ausgeprägten zwischenmenschlichen Fähigkeiten als Sozialassistentin gelang es uns ihr verständlich zu machen, warum wir Romanocva besuchten. Ihr Gesicht erhellte sich aufgrund dieser Erkenntnis und sie bot uns sofort an, bei ihr zu übernachten und eines der letzten deutschen Häuser in Romanovca zu besichtigen. Leider war das Taxi schon gerufen und wir wollten nicht alle vorangegangen Bemühungen der freundlichen Damen mit Füßen treten und so fuhren wir, nachdem wir noch einen kurzen Blick auf das deutsche Haus geworfen hatten, wieder zurück Richtung Kischinau.

Weiter ging es dann in das große Abenteuer. Ein Land, das gar nicht existiert. Ein Land in dem die Fahnen noch mit Sichel und Hammer wehen. Ein Land in dem der rote Stern noch leuchtend scheint. Auf nach Transnistrien! Tatsächlich fühlte man sich schon an der Grenze um etwa 30 Jahre in die Sowjetunion zurück versetzt oder wie in einem Propagandafilm der 70er Jahre in Russland. Entgegen aller Befürchtungen trafen wir aber an der transnistrischen Grenze auf einen äußerst freundlichen Grenzbeamten. Am Busbahnhof in Tiraspol fanden wir uns auf einem großen Markt und in einem Labyrinth an kyrillischen Buchstaben wieder, während konstant eine russische Frauenstimme etwas über einen Lautsprecher in Richtung Markt verkündete. Wir waren froh, dass wir zumindest das kyrillische Alphabet mittlerweile entziffern konnten und fanden so unseren Weg vorbei an Lenindenkmälern zur Brücke über den Nistra, die nach Chitcani zu Victor, unserer couchsurfing Adresse, führte. Nachdem wir mit unseren großen Rucksäcken skeptisch von vielen Passanten als eindeutig Fremde gemustert wurden, nahm die nette Lydia uns gleich mit und setzte uns, da jeder im Dorf den besonderen Victor mit seinen internationalen Besuchern kennt, direkt vor dessen Gartentor ab.

Victor war gerade dabei Kaninchenfutter vorzubereiten und nachdem er uns sein milde gesagt chaotisches Haus gezeigt hatte, führte er uns auch, jedem zuvor ein Streichholz in die Hand gedrückt, in ein darunter liegendes unterirdisches Labyrinth aus Gängen und Kämmerchen. Wir fühlten uns wie Alice im Wunderland als wir schließlich durch ein kleines Loch in den von Victor gebauten Kaninchenbau krochen und die aus alten Glasflaschen und Lehm errichteten Wände bewunderten, durch die schummriges Licht in bunten Farben schien. Victors derzeitiges Vorhaben war, sich ein paar Kaninchen zuzulegen und so zumindest ein geringes Einkommen zu sichern. Sein großer Traum war aber eigentlich sein Haus und Garten in ein Hostel zu verwandeln. Victors Ideen und der Enthusiasmus mit dem er diesen entgegen sah waren wundervoll, allerdings hatten wir die Befürchtung, dass Victor zu vielen Ideen gleichzeitig nachstrebte und versuchten ihn zu bequatschen doch vielleicht zunächst etwas aufzuräumen und dann weiter an der Hostelidee zu arbeiten. Zunächst hieß es aber, auf zur Einwanderungsbehörde. Wer länger als 24 Stunden in Transnistrien bleiben möchte, muss sich vom Gastgeber persönlich registrieren lassen. Also juckelten wir drei wieder zurück nach Tiraspol. Unterwegs begann Victor über Transnistrien zu erzählen. Mit seinen für einen 57 jährigem Transnistrier erstaunlich guten Englischkenntnissen und seiner Weltoffenheit stellte Victor eine Ausnahme in dem kleinen Land dar, das es eigentlich gar nicht gibt. Im Gespräch offenbarte Victor uns auch, was uns zur Lektion 1: „Russland verfolgt einen Plan“ zurückführt.

Transnistrien befindet sich in einer äußerst zwicklichen Lage. Legaler Export wird komplett geblockt, Import ist nur begrenzt vor allem über die Ukraine möglich. Alles was in Transnistrien überhaupt funktioniert, Korruption und Mafia hier einmal außer Acht gelassen, basiert auf der Hilfe des großen Bruders Russland. Laut Victor wünschen sich viele Transnistrier eine Zusammenführung mit Russland. Kleines Problem dazwischen: die Ukraine. Die Lösung für dieses Problem hielten aber laut Victor und auch laut unseres späteren Hosts in Odessa, Pläne in Russland zur Aufspaltung des ukrainischen Gebiets bereit. Demnach solle der südliche und östliche Teil der Ukraine zusammen mit Transnistrien Russland zugeordnet werden. Der Teil nördlich von Moldavien und Rumänien könne dann zu Rumänien gehören und um das ganze etwas einfacher zu machen packt man Moldavien und Rumänien dann auch gleich zusammen – die sprechen ja eh die gleiche Sprache…quasi. Der Rest geht dann zu Polen und zackdibumm Problem gelöst, Transnistrien jubelt. Später in der Ukraine hören wir, dass ein kleiner Teil in der Mitte der Ukraine laut Plan schon noch Ukraine bleiben solle. Für viele Transnistrier, aber auch viele Moldauer bietet sich diese Orientierung an den Osten an. In der EU sehen sie aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse wohl zurecht kaum Chancen für sich. Von Moskau wird außerdem ein schwarzes Bild Europas gemalt. Überrannt von Flüchtlingen, ein Verkommen der Werte. Dazu sind regelmäßige Muskelspiele der russischen Armee im Fernsehen zu beobachten. Diese konnten wir später in Tiraspol selbst im Fernsehen beobachten. Und zwar in der Küche von Alex, einem jungen Transnistrier, der uns wunderschöne Orte in der Stadt zeigte und uns zu seinen Eltern nach Hause einlud, da seine Mutter leckere Soljanka gekocht hatte. Seine Eltern wollten uns zunächst nicht ins Haus lassen, da wir Fremde waren und Fremde in der Regel nichts Gutes im Sinn haben. Sie luden uns schließlich aber doch ein und waren dann froh und erstaunt, dass wir uns vorzüglich benahmen und brav auf russisch einstudiert „guten Tag“, „Danke“ und „auf Wiedersehen“ sagten. Mit Alex verbrachten wir einen wunderschönen Abend frisch gezapftem moldavischem Wein an der Nistra trinkend und sahen zwischendurch das funkelnde Partyboot, das Abends seine Runden auf dem Fluss dreht, vorbei schippern.

Aber zunächst zurück zu Victor und unser Registrierung. Victor sah den Beamten in der Einwanderungsbehörde aufgrund ihrer Kleinkariertheit feindselig entgegen, die Registrierung lief aber dennoch einwandfrei. Also machten wir uns auf zum Supermarkt um für das Abendessen einzukaufen. Der Supermarkt heißt Sheriff, die Tankstellen heißen Sheriff, das Stadion heißt Sheriff und auch sonst heißt und gehört vieles den Sheriffs. Laut Victor war der Gründer ein Polizist, der viel Geld mit Schmuggeln gemacht habe und so eine gute Wachtumsgrundlage für seine Supermarktkette und sonstige Investitionen schaffen konnte. Im Supermarkt fassten Jeroen und ich den Plan mal zu versuchen Borschtsch für Victor und uns zum Abendessen zu kochen, was dazu führte, dass Victor bei unser Rückkehr ins Dorf, entgegen unser Versicherungen, wir würden das schon hinbekommen, seine Nachbarin Nadia darum bat, mit rüberzukommen und uns zu zeigen, wie man Borschtsch kocht. Wir sind uns sicher, wir hätten den Borschtsch nicht annähernd so gut hinbekommen wie Nadia. Wir genossen ein himmlisches Abendessen mit moldavischem Wein in Victors wildem Garten und philosophierten darüber, wie Victor seine Hostelpläne vielleicht doch noch umsetzen könne.

Ein Highlight unseres Aufenthalts in Transnistrien war dann die Teilnahme an Chitcanis Dorffest des Heiligen Nikolas. Victor nahm uns morgens mit ins orthodoxe Mönchkloster Chitcanis wo eine stundenlange Zeremonie im Gange war. Der Abt des Klosters, der nach dem Zerfall der Sowjetunion und der damit verbündenden Möglichkeit, den Glauben wieder aufleben zu lassen, das Kloster wieder aufgebaut hatte, war bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Seit dem wurde der orthodoxe Nikolaustag, als Tag des Namensgebers des Mönches im Dorf gefeiert. Nachdem Linda sich also am Eingang zum Kloster mit Kopftuch und Rock als Babuschka verkleidet hatten durften wir der Zeremonie beiwohnen, die nach Victors Worten viele Parallelen zu einem Theaterschauspiel hatte. Frauen mussten links und Männer rechts stehen und alle verbeugten und bekreuzigten sich immer wieder zu den harmonischen Gesängen der Mönche. Die Priester waren in bunten Farben gekleidet und eine große goldene Bibel wurde vorne auf der Bühne herum getragen und von den Priestern geküsst. In verschiedenen Formationen kamen immer wieder zwei der Priester aus zwei Türen seitlich zur Hauptbühne. Alle hatten prächtige Bärte. Wir sahen uns einen Teil der Zeremonie gebannt an und dann zeigte uns Victor das Kloster. Danach gab es eine Prozession zu einem Jesus am Kreuz ein paar Straßen weiter. Der Abt kam dazu jauchzend aus der Kirche gestürmt und besprühte die Gläubigen mit Weihwasser. Wir bekamen auch eine dicke Ladung ab. Mit einem Affenzahn lief dann der Abt, umringt von Mönchen und den Gläubigen, die in dem Tempo mithalten könnten, den Weg zum Gekreuzigten entlang, wobei weiter fleißig mit Weihwasser gespritzt wurde. Skurril sollte es aber an diesem Tag erst noch werden! Im Park begann das Dorffest an dem weltliches und christliches dann durcheinander gemischt wurden und Tänze der lokalen Jugend neben Reden von Politikern und zwischendurch nochmal einer Predigt sich die Bühne teilten. Am seltsamsten war für uns die Ehrung der Mütter. Zunächst verstanden wir gar nicht, was vor sich ging als eine Gruppe etwa 5 junger Mütter nacheinander ihre Wonneproppen vor der Bühne im Kreis schoben. Dann aber wurde immer irgendwas von Mama soundso mit Baby soundso von der Moderatorin der Veranstaltung verkündet. Die Mütter drehten eine letzte Runde, um dann stolz strahlend vom Bürgermeister eine selbstgebastelte Medaille in Form eines Kinderwagens umgehängt zu bekommen. Später wurden auch die Personen geehrt, die schon alt waren, aber immer noch arbeiteten, das waren dann aber nicht mehr so viele. Alles in allem war das Dorffest ein voller Erfolg und wir kehrten auch spät am Abend noch einmal mit Victor und Alex, der sich aus Tiraspol für uns ins Dorf gewagt hatte, zurück um die Jugend beim Tanz zu beobachten. Vor dem Gemeindezentrum war Diskoteka und von russischer Tanzmusik mit, laut Alex, einfallsreichen Texten tanzten und torkelten die Chitcaner, wobei Lenins Kopf der vor dem Gemeindezentrum als überdimensionale Statue platziert war, zum Glück, in die entgegen gesetzte Richtung schaute. So ließen wir, während die Neonlichtscheinwerfer über die feiernde Menge zwischendurch Lenins Hinterkopf erleuchteten, zufrieden unseren letzten Abend in Transnistrien ausklingen.

Alex beschloss uns am nächsten Tag auf unserer Weiterreise nach Odessa zu begleiten. Vielleicht wollte er uns an der verrufenen transnistrisch- ukrainischen Grenze zur Seite stehen, vielleicht aber auch einfach nur etwas länger seiner Arbeit als selbstständiger Programmierer in Tiraspol entfliehen. Die Grenze meisterten wir alle drei ohne Probleme und lagen dann noch am selben Abend nach einem Gewaltmarsch mit unserem Gepäck, mit einem Bierchen in der Hand in Odessa am Strand und schwelgten in dessen Schönheit. Aber bevor wir zu dieser Lektion 3 übergehen, zunächst Lektion 2 „Eine Cobra ist keine Gurke“. Gegen neun Uhr Abends machten Jeroen und ich uns zu unserem couchsurfing Host Yaroslav, Yoga Lehrer und Kampfsportprofi auf. Neben einem sehr netten Abend mit Wein, Erdbeeren und Schokolade, bekam Jeroen am nächsten Morgen auch noch eine gratis Yogastunde von Yaroslav nachdem er diesem das Leid über seine Nackenschmerzen geklagt hatte. Wie wir am Abend vorher von Yaroslav gelernt hatten, sei eine der Grundregeln des Yoga, man solle nicht kritisieren. Wie das mit der Yogastunde die folgte in Einklang zu bringen war, bleibt uns ein Rätsel. Das ganze begann harmlos mit einem Strecken zum Sonnengruss. Als Jeroen sich jedoch herunterbeugte und aufgrund seiner Unfähigkeit den Boden zu berühren seine erste Rüge von Yaroslav erhielt begann der Spaß! Beim Militär könnte es nicht besser laufen. Jeroen versuchte verzweifelt den Instruktionen von Yaroslav mit einem kleinlauten „Was? Meine Hüfte auf meine Beine?“ zu folgen als er auch schon von diesem mit einem gezielten Griff in den Nacken in die richtige Position gezwungen wurde. Den herabschauenden Hund gerade noch meisternd, musste Jeroen als nächstes im Brett einer Art Liegestützposition mit durchgestreckten Armen verharren. Yaroslav führte unterdessen ein Telefonat und nahm dazu bequem auf der sich neben der Foltermatte befindlichen Couch Platz wobei er Jeroen zwischendurch immer wieder zurief „halten!“. Vielleicht lieber so, denn als das Telefonat nach 10 Minuten beendet war, näherte sich der Kerkermeister seinem Opfer und stellte fest „Du bist schwach!“. Jeroens Protest „nun ja…“ wurde mit den Worten „du bist schwach, deine Arme zittern“ sogleich hinweg gefegt. Als Jeroen dann auch noch anmerkte „ich bin ja schon dein ganzes Telefonat ein Brett“ erlöste Yaroslav ihn mit den Worten „du bist faul!“ Aber immerhin, neue Position, neues Glück. Die Cobra dehnt den Nacken und öffnet die Brust. „Du bist keine Cobra, du bist eine Gurke!“ merkte Yaroslav an und Jeroen fieberte dem Ende seiner Yogastunde entgegen. Aber nicht so schnell, zunächst wurden natürlich noch aufgrund bestimmter Verspannungsmuster ein Problem mit der Familie und dem lieben Sex diagnostiziert. Wobei er sich zu letzterem an Linda wandte und vermerkte, während er das Bein des vor ihm auf dem Bauch liegenden Jeroens hin und her schüttelte „Siehst du, das müsste eigentlich entspannt sein. Der hat versteckte Fantasien.“ Endlich am Ende der Stunde und am Ende der Kräfte und Geduld war es auch Zeit für uns zu gehen. Als Yaroslav Jeroen an der Tür auch noch eine Kampfsportstunde anbot, packten wir unsere Sachen und rannten davon wie der Wind. Zu unserem Erstaunen war dennoch Jeroens Begeisterung für Yoga geweckt, denn der Rücken fühlte sich gleich schon viel besser an!

Wir waren dennoch froh zunächst im Hostel etwas zu entspannen und an unserem Blog zu arbeiten. Die nette Ukrainerin Anna, die im Hostel arbeitete bot uns auch gleich an, uns etwas die Stadt zu zeigen und nahm uns mit zu ein paar wunderschönen Orten in Odessa. Das führt uns auch gleich zur Lektion 3 „Odessa ist wunderschön“.

Man hört ja so einiges von der Ukraine in letzter Zeit. Leider sind die meisten Nachrichten eher negativer Natur und auch uns haben viele Leute davor gewarnt, in die Ukraine zu reisen. In der Ukraine ist Krieg. In den Landesteilen (Oblast) Donezk und Luhansk ist die Gewalt laut Medienberichten zwar abgeschwächt aber es kommt noch immer zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Krim sollte man nicht bereisen, da die politische Situation dort noch immer alles andere als stabil ist. In Odessa merkt man davon derzeit nichts. Zwar haben einige Ukrainer auf die Bemerkung wir würden nach Russland reisen mit erhobenen Augenbrauen reagiert, aber Odessa ist, nachdem die Lage auch hier vor zwei Jahren, während der Proteste auf dem Maidan, etwas angespannt war, sehr friedlich. Die Botschaft einiger Ukrainer an uns war hier: Sagt all euren Freunden, dass Odessa schön ist, sie keine Angst haben sollen und die Ukraine bereisen müssen. Viele Ukrainer sind sehr arm. Uns wurde gesagt, das Durchschnittseinkommen sei weniger als 150 € im Monat. Und dabei hat das Land ganz viel zu bieten! Es gibt Kunst und Kultur, die Schwarzmeerküste, Berge… Anna, die uns Odessa zeigte, führte uns zu kleinen Kunstgalerien, der Oper, verschiedenen netten Cafés, dem Hafen. Das ganze kann man zu dem jetzt auf ihrer facebook Seite bewundern, da sie uns bei jeder Sehenswürdigkeit, um ein Foto bat „Komm, komm jetzt! Schnell, stellt euch dahin. Foto, Foto!“. Vielen Dank für die Tour an Anna und die Botschaft an alle: „Besucht Odessa!!! Es ist wunderschön hier und keine Angst.“

 

Camping in Orheiul Vechi
Camping in Orheiul Vechi
Monk
Monk
Chishinau
Chishinau
Chitcani
Chitcani
Alex and Jeroen in Tiraspol
Alex and Jeroen in Tiraspol
Bridge in Tiraspol
Bridge in Tiraspol
Monastery in Chitcani
Monastery in Chitcani
Orthodox service
Orthodox service
feier
Village celebration

 

Odessa beach
Odessa beach